Flavonoide sind eine Unterkategorie von Polyphenolen, die zu den sekundären Pflanzenstoffen gehören. Diese Gruppe von Flavonoiden kann auch noch weiter in Unterkategorien unterteilt werden: Flavonole, Flavanole, Flavanone, Flavone, Anthocyane und Isoflavonoide. Flavonoide kommen ausschließlich in Pflanzen vor und sind für die roten, blauen, hellgelben und violetten Farbtöne verantwortlich, die in vielen Obst- und Gemüsesorten zu finden sind, darunter Äpfel, Kirschen, Zwiebeln, Soja, schwarzer und grüner Tee.
Die Rolle der Flavonoide in Pflanzen
Flavonoide spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit und Vitalität von Pflanzen. Sie bieten eine Vielzahl von Vorteilen, von denen wir auf einige kurz eingehen möchten:
UV-Schutz
Flavonoide schützen Pflanzen vor schädlichen UV-Strahlen, indem sie wie ein natürlicher Sonnenschutz wirken. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da eine übermäßige Exposition gegenüber UV-Strahlen zu Zellschäden bei Pflanzen führen kann, die ihr Wachstum und ihre allgemeine Gesundheit beeinträchtigen. Indem sie diese schädlichen Strahlen absorbieren, verhindern Flavonoide potenzielle Schäden und lassen die Pflanze gedeihen.
Schädlingsbekämpfung
Flavonoide dienen auch als natürliche Abwehrmechanismen gegen Schädlinge und Krankheiten. Sie wirken abschreckend und machen die Pflanze für verschiedene Insekten und Schädlinge unattraktiv. Außerdem haben sie antimikrobielle Eigenschaften, die die Pflanze vor verschiedenen Krankheiten schützen. Diese Doppelfunktion erhöht die Überlebensrate der Pflanzen und sorgt dafür, dass sie gesund und kräftig wachsen. Mehr darüber erfährst du in unserem Artikel über sekundäre Pflanzenstoffe.
Vorkommen von Flavonoiden in Lebensmitteln
Flavonoide sind in einer Vielzahl von Lebensmitteln zu finden, darunter Obst und Gemüse, Tee, Wein und Schokolade.
- Obst und Gemüse: Früchte wie Äpfel, Beeren und Zitrusfrüchte sind reich an Flavonoiden. Auch Gemüse wie Zwiebeln, Grünkohl und Paprika enthalten große Mengen davon. Diese Verbindungen tragen zu den leuchtenden Farben dieser Lebensmittel bei.
- Tee: Sowohl schwarzer als auch grüner Tee sind ausgezeichnete Quellen für Flavonoide. Sie enthalten eine bestimmte Art von Flavonoiden – die Katechine. Eines davon ist das EGCG, welches sich unter anderem positiv auf den NAD-Stoffwechsel auswirkt.
- Wein: Vor allem Rotwein ist für seinen hohen Flavonoidgehalt bekannt. Die Flavonoide im Rotwein stammen aus der Schale der Trauben und tragen vermutlich zu den positiven Auswirkungen des Getränks auf die Herzgesundheit bei. Das bekannteste Beispiel ist sicherlich Resveratrol.
- Schokolade: Dunkle Schokolade ist ein weiteres Lebensmittel, das reich an Flavonoiden ist. Die Flavonoide in dunkler Schokolade sind als Flavanole bekannt, die nachweislich den Blutfluss verbessern und den Blutdruck senken. Die süße Versuchung hat also tatsächlich auch gesundheitliche Vorteile, wenn auch nur mit sehr hohem Kakaoanteil (<70%).
Vorteile von Flavonoiden aus Humanstudien
Es gibt eine wachsende Zahl von Humanstudien, die auf die gesundheitlichen Vorteile von Flavonoiden hinweisen.
Kardiovaskuläre Gesundheit: Zahlreiche Studien haben den Verzehr von Flavonoiden mit einer verbesserten kardiovaskulären Gesundheit in Verbindung gebracht.
Gesundheit des Gehirns: Flavonoide können auch die Gesundheit des Gehirns unterstützen. Einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Flavonoide die kognitiven Funktionen verbessern und dazu beitragen können, den Verlauf neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson zu verbessern.
Diabetes Behandlung: Einige Studien deuten ebenfalls darauf hin, dass Flavonoide bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels helfen können, so dass sie für Diabetiker oder Menschen mit Prädiabetes (gestörte Insulinwirkung) von Nutzen sein könnten.
Bioverfügbarkeit von Flavonoiden
Obwohl sie in unserer Nahrung reichlich vorhanden sind, ist die Bioverfügbarkeit von Flavonoiden – d. h. wie viel von diesen Verbindungen vom Körper aufgenommen und verwertet werden kann – relativ gering. Hierfür gibt es mehrere Gründe:
- Metabolismus: Nach der Einnahme unterliegen Flavonoide im Körper umfangreichen Stoffwechselprozessen, der ihre Struktur und Funktion verändern können. Dieser Prozess kann die Menge an bioaktiven Flavonoiden, die den Blutkreislauf und das Gewebe erreichen, begrenzen.
- Intestinale Absorption: Die Aufnahme von Flavonoiden im Darm kann je nach ihrer Struktur sehr unterschiedlich sein. Einige Flavonoide werden nur schwer resorbiert und werden größtenteils mit den Fäkalien ausgeschieden werden.
- Wechselwirkung mit anderen Nährstoffen: Flavonoide können mit anderen Nährstoffen in der Nahrung interagieren, was ihre Aufnahme beeinträchtigen kann. So können sich beispielsweise Proteine und Fette an Flavonoide binden und deren Verfügbarkeit verringern.
Trotz dieser Probleme gibt es Möglichkeiten, die Bioverfügbarkeit von Flavonoiden zu verbessern:
Gemeinsamer Verzehr mit Fetten: Einige Studien deuten darauf hin, dass der Verzehr von Flavonoiden zusammen mit Nahrungsfetten deren Absorption erhöhen kann. Dies liegt daran, dass Fette die Löslichkeit von Flavonoiden verbessern können, so dass sie leichter aufgenommen werden können. Dafür verantwortlich ist die Fettlöslichkeit vieler sekundärer Pflanzenstoffe.
Verarbeitungs- und Kochmethoden: Bestimmte Verarbeitungs- und Garmethoden können die Bioverfügbarkeit von Flavonoiden erhöhen. So können beispielsweise durch Hacken und Zerkleinern von Obst und Gemüse Flavonoide aus den Pflanzenzellen freigesetzt werden. Entsprechend ist der Verdauungsaufwand geringer und effizienter. Das Resultat ist eine gesteigerte Aufnahme von Flavonoiden aus Nahrungsmitteln.
Nahrungsergänzung: Bei Flavonoidergänzungen werden häufig Formulierungen verwendet, die die Bioverfügbarkeit verbessern sollen, wie z. B. die Verkapselung in Liposomen oder Phospholipiden. Im Fall von Quercetin als prominentester Flavonoid-Vertreter, konnte die Bioverfügbarkeit durch die Verpackung mit Phospholipiden und die Kombination mit Vitamin C verzwanzigfacht werden.
Extraktion von Flavonoiden für Nahrungsergänzungsmittel
Die Herstellung von Flavonoid Nahrungsergänzungsmitteln kann eine Herausforderung darstellen, da die Extraktions- und Trocknungsprozesse nicht selten zu Verunreinigungen führen.
Die Gewinnung dieser Verbindungen in reiner und konzentrierter Form für die Verwendung in Nahrungsergänzungsmitteln kann jedoch ein komplexer Prozess sein.
Bei herkömmlichen Extraktionsverfahren werden Lösungsmittel verwendet, die Verunreinigungen mit sich bringen können und möglicherweise nicht alle verfügbaren Flavonoide effizient extrahieren. Der Trocknungsprozess, der oft notwendig ist, um ein stabiles und lagerfähiges Produkt zu erhalten, kann auch die Qualität und Integrität der Flavonoide beeinträchtigen, was zu einem potenziellen Verlust der Wirksamkeit führt. Hier ist es bei der Auswahl sehr wichtig auf hohe Qualität, Reinheit und Tests auf Schwermetallbelastung zu achten.
Risiken einer Überdosierung von Flavonoiden
Flavonoide bieten zwar viele Vorteile, aber es gibt auch Risiken, die mit ihrem übermäßigen Verzehr verbunden sind. Dazu zählen folgende:
Potenzielle Toxizität: Sehr hohe Dosen von mehreren Gramm bestimmter Flavonoide können toxische Wirkungen haben. So haben einige Studien ergeben, dass hohe Mengen von Quercetin möglicherweise die Nieren schädigen können.
Wechselwirkungen mit Arzneimitteln: Flavonoide können mit bestimmten Arzneimitteln interagieren und deren Wirksamkeit beeinträchtigen. Sie können beispielsweise die Verarbeitung bestimmter Medikamente im Körper beeinträchtigen, was zu höheren oder niedrigeren Medikamentenspiegeln im Körper führen kann als erwartet.
Hormonelle Wirkungen: Einige Flavonoide, insbesondere die in Sojaprodukten enthaltenen Isoflavone, können im Körper Östrogen nachahmen. Dies kann zwar in einigen Fällen von Vorteil sein, aber auch zu einem hormonellen Ungleichgewicht führen, wenn es in exzessiven Mengen konsumiert wird.
Unser Fazit zum Thema Flavonoide
Flavonoide sind natürlich vorkommende sekundäre Pflanzenstoffe, die in einer Vielzahl von Früchten, Gemüse und anderen Lebensmitteln vorkommen. Sie sind für ihre antioxidativen Eigenschaften bekannt und werden mit einem geringeren Risiko für verschiedene chronische Krankheiten in Verbindung gebracht.
Trotz der vielen Vorteile von Flavonoiden darf nicht vergessen werden, dass eine übermäßige Einnahme zu Risiken wie potenzieller Toxizität, Wechselwirkungen mit Medikamenten und hormonellen Wirkungen führen kann. Daher sollte beim Verzehr in Form von Nahrungsergänzungsmitteln vor allem auf transparente Herstellerangaben, Labortests und die Einhaltung der Verzehrempfehlungen geachtet werden.
Quellen
Literatur:
- Ahmed, Maruf, and Jong-Bang Eun. “Flavonoids in fruits and vegetables after thermal and nonthermal processing: A review.” Critical reviews in food science and nutrition vol. 58,18 (2018): 3159-3188. Link
- Toh, J Y et al. “Flavonoids from fruit and vegetables: a focus on cardiovascular risk factors.” Current atherosclerosis reports vol. 15,12 (2013): 368. Link
- Magrone, Thea et al. “Cocoa and Dark Chocolate Polyphenols: From Biology to Clinical Applications.” Frontiers in immunology vol. 8 677. 9 Jun. 2017, Link
- Wang, Xia et al. “Flavonoid intake and risk of CVD: a systematic review and meta-analysis of prospective cohort studies.” The British journal of nutrition vol. 111,1 (2014): 1-11. Link
- Macready, Anna L et al. “Flavonoids and cognitive function: a review of human randomized controlled trial studies and recommendations for future studies.” Genes & nutrition vol. 4,4 (2009): 227-42. Link
- Zamora-Ros, Raul et al. “The association between dietary flavonoid and lignan intakes and incident type 2 diabetes in European populations: the EPIC-InterAct study.” Diabetes care vol. 36,12 (2013): 3961-70. Link
Grafiken
Die Grafiken wurden unter Lizenz von Canva erworben.