Die Tage werden kürzer, draußen wird es kalt und regnerisch und wo vor ein paar Wochen die Bäume noch grün geblüht haben, sind sie nun in ein Gewand aus Rot, Gold und Braun gehüllt. Der Herbst hat begonnen und mit ihm die Erkältungszeit. Auf einmal fängt die Nase an zu laufen, wir fühlen uns schlapp und es stellt sich die Frage. Warum schon wieder?
Was macht uns, gerade im Herbst, so anfällig für Infektionskrankheiten? Warum schafft es unser Immunsystem nicht, uns gegen die Erreger zu verteidigen? Und was ist der Unterschied zwischen einer Grippe und einer Erkältung? Damit du besser informiert bist, geben wir dir einen Überblick und am Ende wirst du auch erfahren, was dich vor solchen Erkrankungen schützt, damit du in Zukunft besser gegen Erkältungen gewappnet bist.
Was ist überhaupt eine Erkältung?
Bevor wir in das Thema hineinstarten, müssen wir erst einmal klären, was eine Erkältung überhaupt ist. Medizinisch versteht man unter dem Begriff eine milde, obere Atemwegsinfektion. Davon abzugrenzen sind beispielsweise die Grippe, ausgelöst durch das Influenzavirus, und eine Covid-19 Infektion.
Nun handelt es sich bei einer Erkältung nicht um eine Erkrankung per se – vielmehr ist es ein Überbegriff für eine ganze Reihe von Erregern, die alle ähnliche Symptome auslösen. Rhinoviren, respiratory syncytial virus (RSV), Parainfluenza oder Adenoviren, all diese Erreger können zu „Erkältungssymptomen“ führen. Dazu zählen:
- Verstopfte oder laufende Nase
- Halsschmerzen
- Kopfschmerzen
- Abgeschlagenheit
- Leichter Husten
Die Symptome können bei jedem etwas unterschiedlich sein und in den meisten Fällen hat sich eine Erkältung nach ein paar Tagen erledigt. Je nach Altersgruppe, kann dies aber ganz anders sein. RSV-Infektionen sind der häufigste Grund, warum Kinder in ihrem ersten Lebensjahr ins Krankenhaus müssen. Was die ganze Sache weiter verkompliziert: Jede Viren-Familie hat mehrere hundert Ableger. Infizieren wir uns mit einem Virus, kann das nächste unsere Immunantwort im Zweifel schon wieder austricksen.
Influenza und Covid-19 – verwandt, aber gefährlicher
Ein wenig abgrenzen muss man die Grippe, ausgelöst durch Influenzaviren, von der normalen Erkältung. Eine Infektion mit Influenza kann heftigere Symptome hervorrufen, häufig auch hohes Fieber und ein starkes Krankheitsgefühl. Auch hier heilt die Erkrankung in der Regel von allein aus, hält aber länger an.
Insbesondere bei älteren oder immungeschwächten Menschen, kann eine Influenza Infektion aber auch so schwer verlaufen, dass sie ins Krankenhaus zur ärztlichen Behandlung müssen. Ähnlich wie bei Covid-19, welches im Unterschied zu den Erkältungsviren auch die unteren Atemwege befällt, und dort unter Umständen eine schwere, virale Lungenentzündung auslösen kann.
Warum werden wir im Herbst anfälliger für Erkältungen?
Es gibt viele Faktoren, die dazu führen, dass wir im uns im Herbst häufiger infizieren. Einige davon sind:
- Weniger Sonnenlicht: Die Tage werden kürzer und durch die geringere Sonneneinstrahlung kann unser Körper weniger Vitamin D produzieren
- Trockene Luft: In den kalten Jahreszeiten halten wir uns hauptsächlich drinnen auf. Die Heizungsluft trocknet unsere Schleimhäute aus und Viren haben es leichter in unseren Körper einzudringen
- Saisonalität: Virenpopulationen schwanken im Jahresverlauf. Im Herbst verbreitet sich das Rhinovirus, welches für mehr als ein Viertel aller Erkältungen verantwortlich ist, rasant weiter. Beispielsweise hat auch die UV-Strahlung, die in der kalten Jahreszeit schwächer ist, einen Einfluss auf die Verbreitung von Krankheitserregern.
Fakt oder Mythos?
Wer mit nassen Haaren rausgeht, bekommt schneller eine Erkältung. Das ist ein Mythos. Die Kälte, auch wenn sie im Wort Erkältung steckt, hat nur wenig mit dem Infektionsrisiko zu tun. Wir stecken uns tatsächlich eher durch den Mangel an frischer Luft an, da sich die Viren in den trocknen Räumen besonders wohl fühlen. Ein kleines bisschen Wahrheit steckt in der Aussage aber dennoch drin. Nasse Haare lassen uns nämlich etwas schneller auskühlen, was wiederum unser Immunsystem schwächen kann.
Was können wir tun, um uns gegen Erkältungen zu schützen?
Nachdem wir gesehen haben, dass eine ganze Reihe an Erregern hinter den Symptomen stecken kann, brauchen wir verschiedene Strategien gegen die Viren. Ein paar allgemeine Tipps sind:
- Häufig (Stoß-)Lüften. Das erneuert die Luft und macht es so für die Viren schwieriger sich im Raum auszubreiten
- Hygiene. Händewaschen, wie wir in der Pandemie oft gehört haben, kann auch hilfreich sein. Fassen wir uns mit kontaminierten Händen an die Schleimhäute oder ans Auge, können die Viren schneller in den Körper gelangen
- Sport: Regelmäßiges Training stärkt unser Immunsystem
- Sauna: Neben einer Stärkung des Immunsystems können regelmäßige Saunabesuche auch schützend gegen kardiovaskuläre Erkrankungen sein und sogar die allgemeine Sterblichkeit senken
Welche Nahrungsergänzungsmittel sind sinnvoll?
Geben wir es zu, Erkältungen sind lästig. Jedes Jahr aufs Neue werden wir von Ihnen geplagt und der Arzt oder die Ärztin unseres Vertrauens können auch nicht wirklich weiterhelfen, da es keine Medikamente gegen die Erkältungsviren gibt. Anders bei der Grippe, wo gerade für schwere Fälle antivirale Medikamente existieren.
Bei der Erkältung bleiben uns also nur zwei Strategien. Wie kann ich möglichst eine Infektion vermeiden und was kann ich tun, um eine Infektion so schnell wie möglich zu überstehen. In der wissenschaftlichen Literatur gibt es zum Glück einige Studien und Übersichtsarbeiten. Wir haben für dich die vielversprechendsten Tipps rausgesucht:
- Vitamin D: Unsere Vitamin D -Spiegel sinken im Winter durch das fehlende Sonnenlicht und es kommt häufig zu einemVitamin D Mangel. Das können wir durch eine Supplementierung ausgleichen. Das National Institutes of Health empfiehlt dafür eine tägliche Dosis von 4000 IU (internationale Einheiten) pro Tag. Auch Dr. Peter Attia nimmt täglich Vitamin D zum Schutz vor Infektionen. Seine Dosis ist mit 5000 IU etwas höher als die in Amerika allgemein empfohlene Dosis.
- Zink: Dieses Mineral unterstützt unser Immunsystem und kann auf zwei Arten wirken. Zum einen hilft es bei der Prävention, zum andern kann es die Krankheitsdauer bei einer Erkältung reduzieren.
- Vitamin C: Hier gibt es unterschiedliche Ergebnisse in den Studien. Zur Prävention scheint es nicht geeignet zu sein. In einigen Studien konnte aber die Krankheitsdauer um einen halben Tag verkürzt werden – auch hier sind die Ergebnisse aber nicht eindeutig.
- Vitamin E: In einer Studie konnte bei älteren Menschen ein besserer Schutz vor Erkältungen durch Vitamin E gezeigt werden.
Rotwein gegen die Erkältung?
In einer eher ungewöhnlichen Studie wurden 4272 Mitglieder von 5 spanischen Universitäten auf ihre Erkältungshäufigkeit untersucht. Dabei fanden die Untersucher etwas Seltsames heraus. Die Gruppe der Rotweintrinker hatten ein niedrigeres Risiko eine Erkältung zu bekommen. Also schützt nun Rotwein gegen eine Erkältung? Vermutlich nicht.
Das Ganze erinnert an das französische Paradoxon. Vermutlich ist das im Rotwein enthaltene Resveratrol für den Effekt verantwortlich. Dieser sekundäre Pflanzenstoff zählt zu den Polyphenolen und wirkt stark antioxidativ und entzündungshemmend. Als Langlebigkeitsmolekül wird es unter anderem von dem Labor des Harvard Professors David Sinclair erforscht.
Sekundäre Pflanzenstoffe – was gibt es für pflanzliche Alternativen?
Die Natur ist unsere größte Apotheke – unter diesem Motto haben Menschen schon seit Jahrtausenden Krankheiten behandelt. Und das mit gutem Grund. Pflanzen schützen sich selbst mit Hilfe bestimmter Moleküle gegen schädliche Umwelteinflüsse. Diese sekundären Pflanzenstoffe schützen nicht nur die Pflanze – sie haben auch positive Gesundheitseffekte bei uns Menschen.
Speziell für Erkältungskrankheiten sind zwei Naturprodukte besonders erforscht. Knoblauch und der rote Sonnenhut (Echinacea purpurea). Dabei war Knoblauch am effektivsten in der Prävention von Erkältungen. Das mag an seinen antiviralen Eigenschaften liegen. Dabei war es egal, ob der Knoblauch frisch oder in Pulverform konsumiert wurde. Der einzige Nachteil, den die ProbandInnen beschrieben haben: Mundgeruch.
Auch der Tech-Millionär und Longevity Enthusiast Bryan Johnson vertraut auf die Kraft des Knoblauchs. Es zählt zu seiner Auswahl von mehr als hundert Supplements, die der Amerikaner täglich nimmt, um das Altern aufzuhalten.
Brokkoli, Holunder oder Ingwer – weitere Helfer an deiner Seite
Ein weiterer Favorit in Bryan Johnsons Supplement-Stack, ist Brokkoli. Der Amerikaner isst nicht nur täglich große Mengen des grünen Gemüses, er nimmt Brokkoli Extrakt auch in Form von Kapseln zu sich. Der Hauptinhaltsstoff ist das Sulforaphan. Dieses Molekül kann nicht nur die Entzündungsreaktion im Körper dämpfen, sondern auch über den Nrf2-Signalweg unsere Leber bei der Entgiftung von Schadstoffen unterstützen.
Ein weiterer Helfer aus der Pflanzenwelt ist der rote Sonnenhut, auch bekannt als Echinacea. Echinacea wurde in mehreren Studien bei Erkältungen getestet. Die Datenlage ist nicht ganz eindeutig, aber in dieser randomisierten, doppelt verblindeten Arbeit konnten die Wissenschaftler herausfinden, dass der rote Sonnenhut besonders effektiv war, um immer wiederkehrende Erkältungen zu stoppen.
Weitere Moleküle aus der Natur sind im Ingwer und in der Holunderblüte enthalten. Hier wird die Studienlage allerdings noch dünner. Beide Stoffen enthalten antivirale Substanzen, von denen man einen leichten Schutz vermutet.
Quellen
Literatur
- Katona, Peter, and Judit Katona-Apte. “The interaction between nutrition and infection.”Clinical infectious diseases : an official publication of the Infectious Diseases Society of America vol. 46,10 (2008)
- Perera, W P R T et al. “Antiviral Potential of Selected Medicinal Herbs and Their Isolated Natural Products.”BioMed research international vol. 2021 7872406. 8 Dec. 2021
- Nantz, Meri P et al. “Supplementation with aged garlic extract improves both NK and γδ-T cell function and reduces the severity of cold and flu symptoms: a randomized, double-blind, placebo-controlled nutrition intervention.”Clinical nutrition (Edinburgh, Scotland) vol. 31,3 (2012): 337-44
- Kaiser, Anna E et al. “Sulforaphane: A Broccoli Bioactive Phytocompound with Cancer Preventive Potential.”Cancers vol. 13,19 4796. 25 Sep. 2021
- Petkovic, Marija et al. “Dietary supplementation with sulforaphane ameliorates skin aging through activation of the Keap1-Nrf2 pathway.”The Journal of nutritional biochemistry vol. 98 (2021): 108817
- Hickson, LaTonya J et al. “Senolytics decrease senescent cells in humans: Preliminary report from a clinical trial of Dasatinib plus Quercetin in individuals with diabetic kidney disease.”EBioMedicine vol. 47 (2019): 446-456.
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